Verein

Wenn Mauern sprechen könnten oder: von totem Fleisch zu lebendiger Kultur

Fast 100 Jahre wurden am Rande der Bürgerweide Tiere geschlachtet. Daher auch unser Name. Dann, im Jahr 1977, zog der Schlachthof um. Die Gebäude standen eine ganze Zeit lang leer. Das brachte einige Leute auf unterschiedliche Ideen. Zum Beispiel eine Gruppe der Hochschule für Gestaltung. Sie hatte überlegt, was aus den alten Gebäuden werden könnte. Die Mitglieder besetzen kurzerhand die Gebäude. Ihr Plan: Hier sollte ein Kulturzentrum entstehen.

1979 gründeten sie den Verein „Kulturzentrum Schlachthof“. Und sie fingen an, mit verantwortlichen Politikern zu verhandeln. Der damalige Senat hatte zuerst andere Ideen für das Gelände. Er kämpfte für ein millionenteures Kongresszentrum. Sein Argument: Es gab kein Geld für die Renovierung des alten Schlachthofs.

In den leerstehenden Hallen fanden währenddessen bereits Kulturveranstaltungen statt. Eine davon war das Theaterstück „Krönung Richard des Dritten“. Der berühmte Regisseur Frank P. Steckel hat es in der Fleischmarkthalle aufgeführt. Diese Halle wurde am 13. August 1980 abgerissen. Dagegen folgten Proteste und Demonstrationen. Selbst Teile der regierenden SPD waren gegen den Abriss. Sie sprachen von einer „untragbaren Nacht- und Nebelaktion“.

Der Verein ließ sich nicht entmutigen. Er nutzte die restlichen Gebäude weiter. Nach langen und schwierigen Verhandlungen gab es dann Geld für die Renovierung. Im Oktober 1981 erfolgte die Eröffnung der Kesselhalle. Sie gehört seitdem zu den attraktivsten Veranstaltungsorten in Bremen. Im Lauf der Zeit entstanden Kulturwerkstätten. Das gemeinsame Ziel: Noch mehr kulturelle Projekte zu entwickeln. Auch ein kritischer Umgang mit Medien war dem Verein wichtig. Zum ersten Mal erschien damals auch eine eigene Zeitung: die Schlachthofzeitung. 1994 hatte dann auch die Regierung Einsicht. Sie gab nun Geld für Veranstaltungen.

Seit 1995 steht eine Gedenktafel auf dem Gelände. Sie erinnerte an die furchtbare Vergangenheit der Deutschen. Während der Nazi-Herrschaft diente der Schlachthof als Sammelstelle für Sinti und Roma. Von hier aus wurden Männer, Frauen und Kinder in die Vernichtungslager gebracht. Seit 2022 heißt der Platz vor dem Schlachthof „Familie-Schwarz-Platz“. Er erinnert an Familie Schwarz, die vom Schlachthof nach Auschwitz-Birkenau gebracht wurde. In Auschwitz war damals eines der größten Konzentrations- und Vernichtungslager.

Leitung

Wir leiten das Kulturzentrum Schlachthof zusammen. Das ist uns wichtig. Die wichtigsten Entscheidungen trifft unser Vorstand. Seine Mitglieder sind ehrenamtlich – also in ihrer Freizeit – tätig. Entscheidungen des Arbeitsalltags treffen feste Mitarbeitende. Sie teilen sich Aufgaben und entscheiden möglichst gemeinsam. So können wir sehr flexibel reagieren.

Wir verwalten und leiten uns also selbst. Dabei haben wir mehrere wichtige Ziele:
- Wir wollen angemessen mit den Mitteln umgehen, die wir haben.
- Wir suchen immer nach Lösungen, die möglichst alle gut finden.
- Wenn wir etwas entscheiden, sollen das alle nachvollziehen können.
So arbeiten wir schon lange. Das hat den Schlachthof zu dem gemacht, was er heute ist.