Zett: Die compagnia t feiert in diesem Jahr 25-jähriges Jubiläum, das ist eine lange Geschichte, was war denn euer erstes Stück?
Witt: Das war ›Solo Tango‹, ein Maskentheaterstück, eine Stunde, ohne Sprache. Das war toll. Allerdings war das kein Stück für Kinder, sondern für Erwachsene.
Wenn man sich auf eurer Homepage das Repertoire anschaut, fällt auf, dass das nicht die klassischen Kinderstücke sind. Seid ihr so ein bisschen Perlentaucher, die nach dem Besonderen suchen?
Sagen wir mal so, wir würden schon Dinge machen, die jeder macht, aber dann finden wir immer Stoffe, die uns inspirieren und dann machen wir die und hoffen, dass es funktioniert. Und bisher funktioniert es eben. Zwischendrin denken wir, dass wir was Populäreres ins Programm nehmen sollten, oder wir werden von Veranstaltern dazu aufgefordert, den ›Grüffelo‹ zu machen oder ›Jim Knopf‹ oder ›Pipi Langstrumpf‹. Das sind keine schlechten Stoffe, aber letztendlich reizen die uns nicht, dafür eine eigene Umsetzung zu entwickeln. Und bei ›Rita das Raubschaf‹ war es genau andersrum, da hatten wir das Stück schon entwickelt, als das Buch plötzlich zum Renner wurde und wir konnten dann auf dieser Welle reiten.
Wie sind denn die Arbeitsschritte, bis ein Stück fertig ist?
Schon wenn man ein Buch liest, hat man Ideen und Bilder im Kopf, die notiere ich und schreibe dann die erste Stückfassung. Danach sucht man sich jemanden für die Regie oder wir machen es selbst. Das heißt Pablo macht Regie bei meinem Stück oder ich bei seinem. Die Stückfassung ist wie ein Skelett, das dann durch die Proben auch Fleisch bekommt.
Muss die Stückfassung vom Buchverlag genehmigt werden?
Das ist unterschiedlich, aber wenn wir ein Buch als Vorlage haben, das noch keine 20 Jahre alt ist, dann nehmen wir gleich mit dem Verlag Kontakt auf. Und manche sind da recht locker und lassen uns machen, aber andere sind streng und wollen eine Stückfassung vorgelegt bekommen, die sie dann absegnen. Schwierig wird es, wenn der Verlag von einem klassischen Theater mit einem Ensemble ausgeht, aus dem heraus die zehn Personen, die im Stück vorkommen, dann auch besetzt werden. Wir arbeiten ja ganz anders und das versuchen wir natürlich im Vorfeld zu klären.
Das heißt, ihr konzentriert euch in eurem Stück auf einen Teil der Geschichte oder nur auf bestimmte Personen.
Genau, das ist vergleichbar zum Film wenn eine Buchvorlage verfilmt wird, dann werden auch nicht alle Figuren übernommen. Es ist eben eine andere Form und manchmal braucht es eine gewisse Abstraktion, damit man den Inhalt des Buches überhaupt verständlich wiedergeben kann. Und bei einer Eins-zu-eins-Umsetzung wird es oft flach, da fehlt dem Stück dann die Tiefe.
Wie trefft ihr die Entscheidung, ob ihr einen Stoff umsetzt oder nicht?
Ich glaube, wir gehen da grundsätzlich sehr intuitiv ran. Ein gutes Anzeichen ist, wenn einem der Stoff nicht mehr aus dem Kopf geht. Wenn man das Buch gelesen hat und einem dazu immer wieder Gedanken durch den Kopf gehen. Es passiert aber auch, dass das plötzlich aufhört und man nicht mehr weiterkommt. Dann lässt man es entweder liegen und irgendwann platzt der Knoten oder es kommt was Neues.
Das braucht aber Vertrauen in die eigene Arbeit, ein Stück liegen zu lassen, in das man schon viel Arbeit investiert hat.
Das kommt tatsächlich mit der Zeit und der Erfahrung. Am Anfang fand ich es schwer auszuhalten, dass man am ersten Tag der Probe nicht schon das fertige Stück hat. Teilweise muss die Werbung schon gestartet werden, bevor das Stück richtig fertig ist. Das muss man aushalten und lernen.
Apropos lernen, wie sieht denn die Ausbildung zur Figurenspielerin aus? Was lernt man da?
Ich war am Figurentheater-Kolleg Bochum, da lernt man im Verlauf der Ausbildung verschiedene Figurenformen kennen und auch, wie man sie baut. Man arbeitet dort performativ, es gibt Angebote in Malerei und Skulptur, natürlich gibt es auch die Theaterarbeit mit Ausdruck und Stimme. Es ist sehr vielfältig.
Und wie gerne ist man nach 25 Jahren noch Figurenspielerin?
Sehr gerne. Für mich ist es wichtig, dass ich immer an etwas dran bin, immer eine Idee bearbeite. Wir machen Tourneetheater, das heißt unterwegs sein und das ist anstrengend, aber ich habe auch gemerkt, wie gerne ich unterwegs bin, ich bin damit sehr verbunden, das ist schon meins. Und solange es geht, werde ich das machen.