Räume öffnen, Zugänglichkeit schaffen
Interview mit Prof. Dr. Renée Tribble
Neu in der Stadt und keine Ahnung, wie man hier Fuß fassen kann? - Wer nicht sofort den nächsten Sportverein, Chor oder Französischkurs ansteuert, hat es nicht so leicht, neue Bekanntschaften zu machen oder neue Freund:innen zu finden. Hilfreich wären Orte, die eine gewisse Unverbindlichkeit haben, aber gleichzeitig in der Lage sind, einen willkommen zu heißen. Etwas schwierig, aber nicht unmöglich.
In Skandinavien gibt es in vielen Städten sogenannte ›Dritte Orte‹, die zentral gelegen sind und keinen Eintritt kosten. In den Gebäuden sind oft die Stadtbibliotheken untergebracht, aber auch Werkstätten für DIYProjekte, Proberäume für Bands sowie Servicebüros der Stadtverwaltung. Beispiele sind das Dokk1 in Aarhus, Dänemark, das Oodi in Helsinki, Finnland, oder die Bibliothek Deichman Bjørvika in Oslo, Norwegen.
›Dritte Orte gelten als Orte, die neben dem Privaten und der Arbeit Räume des Zusammenkommens sind‹, sagt Prof. Dr. Renée Tribble im Interview in diesem Heft. Sophie Gommel hat die Architektin und Stadtplanerin zur Bedeutung und Etablierung Dritter Orte befragt. Auch in Bremen gibt es ein paar zarte Pflänzchen, die in diese Kategorie passen, allen voran die Zentralbibliothek am Wall, zu der es auch einen Artikel im Heft gibt.
Da zwei unserer Autor:innen zeitweise in Aarhus studiert haben, kommt der Bericht über das Dokk1 sozusagen aus erster Hand. Beide kennen das Gebäude und haben es während ihres Aufenthaltes auch genutzt. Wer sich einen Dritten Ort gern mal anschauen möchte, dem aber die Fahrt nach Aarhus zu weit ist, wird auch in der näheren Umgebung fündig: In Groningen gibt es seit 2019 das Forum. Das Gebäude steht direkt am Marktplatz und hat wegen seiner Größe (zehn Stockwerke!) und seiner ungewöhnlichen Architektur für einige Diskussionen gesorgt, aber bereits im ersten Monat nach der Eröffnung strömten über 400.000 Besucher:innen in das Haus. Inzwischen gehört es zu jeder Stadtführung.
Gudrun Goldmann
(Chefredakteurin)