Schwimmbad, Bibliothek oder Festival

ANTONIA STICK UND PIA STADHAUS

In Aarhus wird Wert darauf gelegt, dass es kostenlose und allgemein zugängliche Orte für alle gibt. Besonders deutlich wird das am Dokk1 direkt am Hafen mit seiner spektakulären Architektur, aber auch der Botanische Garten und das Neubauviertel O zeigen, dass hier Gemeinschaft nicht nur mitgedacht wird, sondern auch die notwendigen finanziellen Mittel dafür bereitgestellt werden

Etwa fünf Autostunden von Bremen entfernt liegt Aarhus. Die zweitgrößte Stadt Dänemarks, die vor allem durch ihr breites Kulturangebot glänzt, bietet eine Reihe von Dritten Orten, die alle einen genauen Blick wert sind. Einer dieser Dritten Orte fällt sofort ins Auge, sobald man den Hafen der Handelsstadt betritt: Dort befindet sich das Dokk1, die größte öffentliche Bibliothek Skandinaviens. Das futuristische Gebäude liegt direkt am Wasser und hat neben Büchern noch weit mehr zu bieten. Es vereint Bürgerservice, Veranstaltungsräume, ein Café sowie die Touristeninformation unter einem Dach. Der Zugang ist barrierefrei gestaltet, kostenloses WLAN steht zur Verfügung, und es gibt ausreichend (kostenpflichtige) Parkplätze direkt vor Ort. Geöffnet ist das Dokk1 an allen Wochentagen, der Eintritt ist frei.

Die Einrichtung versteht sich bewusst als Ort für alle Generationen: Kinder toben in Spiel- und Bastelbereichen, Jugendliche besuchen Lernangebote oder nehmen an Gaming-Events teil. Erwachsene wiederum finden dort ruhige Arbeitsplätze, besuchen Vorträge oder Workshops. Auch Lesungen und offene Treffen gehören zum Veranstaltungsprogramm. Die Stadt Aarhus beschreibt das Dokk1 als ›einen öffentlichen Raum, der als Kulturhaus fungiert und öffentliche Einrichtungen wie Bibliothek, Bürgerservice und das nationale Fernsehen vereint. Dokk1 bietet Raum für Gemeinschaft, Besinnung, Lernen und Spiel.

Man trifft in Aarhus kaum jemanden, der das Dokk1 nicht kennt. Denn durch das integrierte Verwaltungsbüro verbindet der Ort auf ganz selbstverständliche Weise Freizeit und Bürokratie: Spätestens wenn ein Behördentermin ansteht, führt der Weg ohnehin ins Dokk1.

Einmal vom Dokk1 quer durch die Innenstadt, erreicht man einen 17 Hektar großen Botanischen Garten, mitten in Aarhus. In seinem Zentrum befinden sich mehrere große Gewächshäuser, die das ganze Jahr über kostenlos besucht werden können. Im dazugehörigen Park finden zudem regelmäßig Veranstaltungen statt, darunter Festivals, Konzerte und Mitmachaktionen. Ergänzt wird das Angebot durch das Kino ›Øst for Paradis‹. Im Sommer begegnet man dort Menschen, die mit Decke und Getränken bei kostenlosen Veranstaltungen wie der ›Rocky Horror Picture Show‹ im Park sitzen.

Die Universität Aarhus sowie das VIA University College sind rund um den Garten angesiedelt, weshalb er auch ein beliebter Treffpunkt für Studierende ist, ob zum Lernen, Entspannen oder für ein Picknick in der Sonne. Neben den Studierenden und sonstigen Einheimischen kommen auch Tourist:innen. Oft zieht es sie in den Garten, denn direkt daneben befindet sich das Freilichtmuseum Den Gamle By. Zwar ist der Eintritt ins Museum kostenpflichtig, doch durch die direkte Lage am Park ergibt sich ein nahtloser Übergang zwischen Drittem Ort und Kultureinrichtung.

Zurück am Hafen liegt das neu entwickelte Viertel Aarhus Ø, ein moderner Stadtteil, der zeigt, wie urbane Räume von Anfang an als soziale Orte geplant werden können. Direkt am Wasser gelegen, bietet das Viertel großzügige öffentliche Flächen, Sport- und Spielflächen, Co-Working-Spaces sowie verschiedene Cafés.

Ein zentrales Element ist das kostenlose Hafenbad, das bewusst als Ort der Begegnung gestaltet wurde. Der Zugang ist barrierefrei, das Schwimmbecken mit gereinigtem Hafenwasser sowie die öffentlich nutzbare Sauna stehen allen kostenlos zur Verfügung. Auch wer nicht schwimmen möchte, kann die Anlage nutzen: Eine Aussichtsplattform und ein Schwimmsteg laden zum Verweilen ein.

Aarhus bietet ein gelungenes Beispiel dafür, wie Städte Orte schaffen können, die Gemeinschaft fördern, ohne an Konsum gebunden zu sein. Die Vielfalt der Angebote, ihre Niedrigschwelligkeit und die bewusste Öffnung für alle gesellschaftlichen Gruppen machen die Dritten Orte der Stadt zu echten Treffpunkten des Miteinanders.

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