Dritte Orte in Bremen

ANTONIA STICH, TERESA STARKLOFF, ANNEKE WISSMANN

Es gibt zahlreiche Orte in Bremen, die von allen nutzbar sind, ohne dass man Geld ausgeben müsste. Wir stellen drei von ihnen vor.

Ein wandernder dritter Ort
Im Mai feierte der ›Bremen Girls Talking and Walking Club‹ (BGTWC) sein einjähriges Bestehen. Das Netzwerk lädt monatlich zu gemeinsamen Spaziergängen in ganz Bremen ein, auch in Bremen-Nord und Bremerhaven. Willkommen sind alle Personen, die sich als weiblich identifizieren. Gründerin Malin Güthermann orientiert sich mit dem Konzept an ähnlichen Gruppen in München, Frankreich und Spanien. Die Spaziergänge sind kostenlos, kinderfreundlich und möglichst barrierearm. Es gibt keine Verpflichtungen. Wer möchte, stellt sich zu Beginn kurz vor, wer lieber still mitläuft, ist genauso eingeladen. So entstehen niedrigschwellige Begegnungen zwischen Frauen verschiedenster Altersgruppen und Lebensrealitäten, von Anfang 20 bis über 60. Über das Projekt sagt Malin: ›Spazierengehen ist so niedrigschwellig – man kommt ganz leicht ins Gespräch. Jeder Spaziergang ist für mich wie eine kleine Reise, auf die ich mich einlasse, und das ist etwas unglaublich Wertvolles.‹ Aus der Initiative haben sich mittlerweile auch mehrere Untergruppen entwickelt, beispielsweise ein Club für Frauen 45+, ein Silent Reading Club oder kreative Workshops. Die nächsten Termine werden über Instagram (@bremengirlstalkingwalkingclub), Facebook, WhatsApp oder per Mail angekündigt.
Zugänglich für jede:n: Alle Personen, die sich als weiblich identifizieren (Kinder ausgenommen). Alternativangebote in Bremen sind z.B. ›Männer Walk & Talk‹ (für alle, die sich als männlich identifizieren) oder @bremen_ girlstalkingwalking (für alle FLINTA* Personen).
Austausch für verschiedene Bevölkerungsgruppen: Ja
Frei von Verwertungsinteresse und Konsumzwang: Ja
Antonia Stich

Internationales Gärtnern
Nördlich des Osterfeuerbergviertels erstreckt sich das rund 2.300 m2² große Grundstück des Internationalen Gartens Walle. Der gemeinnützige Verein bietet seit 2011 die Möglichkeit, ein kleines Stück Natur zu bewirtschaften, ohne dass man die Verantwortung für eine ganze Parzelle übernehmen muss. So reihen sich Beete verschiedener Größen, Formen und mit unterschiedlichen Bepflanzungen aneinander und ergeben einen bunten Permakulturgarten.
Im Vordergrund steht dabei aber nicht nur die Arbeit in der Natur, sondern auch der interkulturelle Austausch aller Beteiligten. Der Verein möchte diesen aktiv fördern und verankert seinen Garten damit als soziales Projekt im Stadtteil. Wöchentlich etablierte sich so das Projekt ›Offene Gartentüre‹, das als explizite Einladung zum Austausch und zur Erholung an Menschen in Geflüchtetenunterkünften gerichtet ist. Auch regelmäßige Kaffeeund Kuchen-Treffen und Kinderangebote finden in dem Gemeinschaftsgarten statt.
Die Mitglieder verpflichten sich zu einem respektvollen Miteinander und nutzen die Möglichkeit, sich mit Menschen unterschiedlicher Geburtsländer, Altersklassen und sozialer Milieus auszutauschen. Der Garten lebt vom Dialog über Pflanzen, Werkzeuge, Know-how und gegenseitiger Unterstützung. Der Internationale Garten Walle erfüllt alle Kategorien, um ihn als Dritten Ort zu klassifizieren. Es treffen verschiedenste Bevölkerungsklassen aufeinander, die Arbeit im Garten ist frei von Verwertungsinteresse und Konsumzwang, und er ist für jede:n zugänglich. Zu bemerken wäre hier nur die moglicherweise eingeschränkte Barrierefreiheit, aufgrund der Erreichbarkeit über einen Feldweg.
Zugänglichkeit für jede:n: Ja (eventuell eingeschränkte Barrierefreiheit, aber keine Treppen)
Austausch für verschiedene Bevölkerungsgruppen: Ja
Frei von Verwertungsinteresse und Konsumzwang: Ja
Teresa Starkloff

Zwischen Büchern: Lernen, Begegnen und Ausruhen
Die Bremer Stadtbibliothek steht an allen acht Standorten für einen öffentlichen Raum der Begegnung. Für manche ist die Bibliothek ein lebendiger Raum gegen die Einsamkeit, für andere ein Schutzraum in schwierigen Lebensumständen und für viele ein Ort der Kommunikation und Inspiration.
Die Bremer Stadtbibliothek ist ein sozialer Ort, der Menschen aus allen sozialen Schichten, unabhängig von Herkunft, Alter oder körperlichen Voraussetzungen willkommen heißt. Der Zugang und alle Angebote vor Ort sind barrierefrei, kostenlos und können ohne Anmeldung auch in einfacher Sprache genutzt werden. In der Zentralbibliothek in der Innenstadt stehen Medien für Jung und Alt sowie Infomaterial in vielen verschiedenen Sprachen zur Verfügung. Sie ist an sechs Tagen in der Woche zu festgesetzten Zeiten geöffnet.
Um Medien ausleihen zu können, ist ein kostenpflichtiger Bibliotheksausweis notwendig. Der Preis richtet sich nach festgesetzten Faktoren. Schüler:innen, Auszubildene, Studierende der Hochschule Bremen und alle Personen bis 18 Jahre können Medien kostenlos ausleihen. Die Website der Stadtbibliothek ist barrierefrei, in leichter Sprache und Gebärdensprache verfügbar.
Die Stadtbibliothek verbindet unterschiedliche Menschen und wird von vielen als Treffpunkt zum Austausch in einer zugewandten Atmosphäre genutzt und wahrgenommen. Im Lesegarten können Besucher:innen für einen zwanglosen Austausch zusammenkommen, jedoch auch gemeinsam diskutieren, lernen, lesen und spielen. Kostenlose Veranstaltungen wie Sprachcafés für Deutschlernende, Lyrikvorträge oder Freundschafts- Speed-Dating 60Plus fördern gezielt den kreativen Austausch zwischen Personen. Eine extra eingerichtete Jugendbibliothek steht jungen Menschen zur Verfügung.
Zugänglichkeit für jede:n: Ja
Austausch für verschiedene Bevölkerungsgruppen: Ja
Frei von Verwertungsinteresse und Konsumzwang: Ja
Anneke Wissmann

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