Bremens Queer Spaces

LARA BECKER

Bremens Angebote für die LGBTQIA+-Community sind so vielfältig und bunt wie deren Menschen. Musik, Sport oder entspannt im Café: Bei diesen Queer Spaces ist für jede:n was Passendes dabei.

Musikalisch und harmonisch klingt es beim queeren Bremer Chor Da Capo al dente, wenn aktuell circa 30 Sänger:innen donnerstags unter der Leitung von Washington de Oliveira im Viertel proben oder ihr Können auf der Showbühne präsentieren. Das Repertoire geht dabei ›ziemlich quer durch den Garten‹, sagt Ulrike, die seit 2002 im Alt dabei ist. Aktuell überwiegend Pop, es werden jedoch auch anlassbezogene Stücke wie Weihnachtslieder, Traditionals oder klassische Stücke aus Romantik oder Barock einstudiert. Besonderes Highlight sind neben den Chorwochenenden die gemeinsamen Fahrten zu queeren Chorfestivals. ›Du badest in Musik‹, schwärmt Ulrike von den circa hundert queeren Chören, die 2023 bei ›Various Voices‹ in Bologna dabei waren. ›Was ich immer toll finde, wenn die Chöre aus Ländern kommen, in denen es alles andere als leicht ist, queer zu leben. Ich bin beeindruckt von dem Mut.‹ Interessierte werden zu Schnupperterminen eingeladen. Willkommen sind alle, wie bei vielen gemischten Chören mangelt es insbesondere an den tieferen Tenor- und Bassstimmen. ›Da freuen wir uns sehr, wenn Verstärkung dazu kommt‹, so Ulrike.

Für alle Aktiven bietet der Sportverein Wärmer Bremen e.V. seit 1990 einen Safer Space zum Trainieren und Austauschen. Das Angebot ist vielfältig: Von Badminton und Volleyball über Fitness, Tanzen und Boxen, bis hin zu Yoga. Lange gewünscht und seit November neu dabei ist Tischtennis. Nur ein Fußballkurs kam bislang trotz der Namensähnlichkeit zu Werder bislang nie zustande. Unterrichtet wird von ausgebildeten Trainer:innen in Hallen, die sich über ganz Bremen verteilen. Geschwommen wird beispielsweise im selben Vereinsbad, in dem auch die bei Werder Spielenden trainieren. Auch das soziale Miteinander spielt bei Wärmer Bremen eine große Rolle. Neben dem gemeinsamen Ausklang nach einem harten Training gibt es zu Jubiläen auch größere Feste, unter anderem in Kooperation mit anderen queeren Begegnungsstätten. ›Die Community arbeitet zusammen‹, sagt Vorstandsvorsitzende Waltraud. Neue Gesichter sind immer willkommen. Mittrainieren und in den meisten Kursen jederzeit einsteigen können alle Alters- und Leistungsstufen.

Bremer Fußball-Begeisterte finden bei den Green Hot Spots einen queeren Werder Bremen Fanclub. Neben dem Support des Lieblingsfußballvereins waren Ziele bei der Gründung 2009 vorrangig die Sicherheit von queeren Menschen im Stadion zu verbessern, Sichtbarkeit zu schaffen und sich auszutauschen, sagt Christian, der nicht nur Gründungsmitglied der Hot Spots, sondern auch Geschäftsführer des Rat&Tat-Zentrums ist. Damals gab es im Stadion noch keine offen queeren Menschen, stattdessen herrschte ein hohes Maß an Frauen-, Trans-, und Homofeindlichkeit. Mittlerweile habe sich das Klima jedoch merklich gebessert. Dies liege nicht zuletzt an der besonderen Offenheit und Unterstützung der Werder-Fans, so Christian. Wir haben ›in Bremen eine Kurve, die gesellschaftliche Entwicklungen positiv unterstützt und offen ist gegenüber verschiedenen diskriminierten Gruppen‹. Auch Werder selbst supportet die queere Fangemeinde. Eines von vielen Beispielen sind die regenbogenfarbenen Eckfahnen, die nach einer ursprünglich einmaligen Aktion bei Werder auf dem Platz geblieben sind.

Neben gemeinsamen Besuchen im Stadion treffen sich die Green Hot Spots unter anderem zu Samstagsspielen im Café KWEER, der Vereinsgastronomie im Rat&Tat-Zentrum, das sich durch ein vielfältiges Veranstaltungsangebot zu einem Treffpunkt für Bremens queere Community entwickelt hat. Es gibt fest etablierte Events, wie das Sonntagscafé mit hausgemachtem Kuchen, Fußballfrönen samstags, ein Kneipenquiz oder auch den Kreativtreff Drink and Draw, sowie einmalige Kulturangebote wie Konzerte oder Lesungen. Des Weiteren treffen sich im KWEER verschiedene Beratungsgruppen, wie die Queere Jugend, das Queer Refugee Café oder das Transcafé, denen die Räume exklusiv als besonderer Schutzraum zur Verfügung gestellt werden. Organisiert ist das KWEER dabei vollständig ehrenamtlich. Interessierte sind nicht nur dazu eingeladen an den Programmpunkten teilzunehmen, sondern sich auch selbst einzubringen, sagt Christian. Es geht darum, ›dass die Menschen, die sich bei uns engagieren, das Programm auch gestalten‹.