Wenn Glühwürmchen Bratsche spielen

LARA BECKER

›Bremer Philharmoniker, hier spielt die Musik – Bremer Philharmoniker, macht doch bei uns mit. Geige, Flöte und Fagott, selber ausprobier’n – das ist die Musikwerkstatt, heute, jetzt und hier!‹, singt eine Gruppe der Kita ›Glühwürmchen‹ fröhlich zu Beginn eines Instrumenten-Workshops der Musikwerkstatt Bremen.

Insgesamt vier Mal nehmen die Kinder innerhalb eines Jahres teil, um alle zwölf klassischen Orchesterinstrumente spielerisch kennenzulernen. Pro Workshop wird dabei jeweils ein Streich-, Holz- und Blechblasinstrument mithilfe einer zur Jahreszeit passenden Erzählung vorgestellt.

Heute im Programm: der Winter, der neben ›Schneeflöckchen, Weißröckchen‹ auch Bratsche, Fagott und Posaune mitbringt. Vorab muss jedoch geklärt werden, worin eigentlich der Unterschied zwischen einer Bratsche und einer Geige besteht. Dabei erweisen sich die Glühwürmchen als echte Profis und wissen längst, dass eine Bratsche etwas tiefer gestimmt und größer ist.

Der neue Standort der Bremer Philharmoniker in Halle 1 des Tabakquartiers in Woltmershausen bietet neben einem Konzertsaal mit bis zu 380 Plätzen auch Schulungsräume, die für diverse Workshopkonzepte gut ausgestattet sind. Neben einer kleinen Bühne und einem Tonstudio sind ausreichend Instrumente in unterschiedlichsten Größen vorhanden, damit auch die Kleinsten alles gut ausprobieren können. Die meisten Instrumente wurden gespendet, sagt David Gutfleisch, Koordinator der Musikwerkstatt.

Das Angebot umfasst jährlich etwa 400 Veranstaltungen für Familien, Kinder und Jugendliche und reicht von Workshops mit einzelnen Instrumenten über Angebote für Kindergeburtstage bis hin zu Projektwochen für ganze Schulen. Neben den anderen beiden Standorten in Grohn und Marßel bietet das ›Phil Mobil‹ die Möglichkeit, Musik und Instrumente direkt zu Schulen und Kitas zu bringen. Nicht nur während Corona habe sich dies besonders bezahlt gemacht. ›Wir wollen auch in die Gebiete, wo nicht so viel finanzielle Mittel zur Verfügung stehen‹, sagt Gutfleisch. Häufig seien an Schulen keine Musiklehrer:innen mehr vorhanden, umso wichtiger also, musikalische Angebote direkt in die Quartiere zu bringen.

Weiteres Highlight am Standort im Tabakquartier ist das Klangforum, in dem unter anderem alternative Instrumente zur Verfügung stehen, die überwiegend aus Alltagsgegenständen hergestellt wurden. Hier kann man auf einem Klavier aus PVC-Rohren spielen, die unterschiedlichen Klangeigenschaften verschiedenster Holzarten entdecken oder balancierend auf einer Schnur buchstäblich selbst zum Walking Bass werden. Digital ergänzt wird das Angebot durch interaktive Designs, bei denen beispielsweise über ein Mischpult einzelne Instrumente des Orchesters ausgegeben oder Interviews der Orchestermitglieder zu ihren Instrumenten angehört werden können. Im Klangforum, das auch vor anderen Veranstaltungen geöffnet ist, können Besucher:innen ›spielerisch experimentieren‹, so Gutfleisch.

Nebenan im Workshopraum lernt die Kitagruppe derweil ihr erstes Stück auf der Bratsche. Anhand bunter Punkte, mit denen die Saiten markiert sind, verhilft Violinistin und Workshopleiterin Siv Thomasson den Kleinen zu den richtigen Tönen. Anderen Kindern wird derselbe Einstiegsworkshop unter dem Titel ›Musik mit Pfiff‹ angeboten. Im Kinder-Spielparadies Pöks in der Bremer City können Familien nach vorheriger Anmeldung gemeinsam mit ihren Kindern im Alter von 3–6 Jahren, immer dienstags um 16 Uhr für etwa eine Stunde die klassischen Orchesterinstrumente kennenlernen. Der Einstieg ist jederzeit möglich, wobei es sich empfiehlt, schnell zu sein, da das Angebot auf zehn Teilnehmende begrenzt und erfahrungsgemäß rasch ausgebucht ist.

Entscheiden sich die Kinder im Anschluss ein Instrument zu erlernen, verweist Gutfleisch auf das vielfältige Angebot der Bremer Musikschulen, ›wir wollen einen Impuls geben‹, sagt er. Auch ›Musik mit Pfiff‹ ist angelegt auf vier Termine, jeweils thematisch passend zu einer Jahreszeit. Teilnehmende können Stempel sammeln und erhalten am Ende sogar ein kleines Diplom. Schönere vier Jahreszeiten hätte sich vermutlich Vivaldi selbst kaum träumen lassen.