Erinnern Gedenken Bewahren

  • Kolumne

Editorial

Das Kulturzentrum Schlachthof ist für Bremer Sinti und Roma ein wichtiger Ort, denn hier war die Sammelstelle, von der aus 1943 etwa 270 Roma und Sinti nach Auschwitz-Birkenau deportiert wurden. Es ist ein Gedenkort geworden, denn wo sonst soll man dieser Menschen gedenken, die vom Nazi-Regime umgebracht wurden? Es gibt kaum Gräber und die meisten ›offiziellen‹ Gedenkstätten konzentrieren sich auf die ermordeten Jüdinnen und Juden. Sinti und Roma fühlen sich dabei oft als Fußnote der Geschichte und sie haben lange gebraucht, bis ihre Verfolgung überhaupt anerkannt wurde.

In diesem Heft schreiben Menschen über Gedenken und Erinnerungskultur, die sich schon lange mit dem Thema beschäftigen: Der Journalist Ralf Lorenzen hat ein Buch mit und über Ewald Hanstein geschrieben, den langjährigen Vorsitzenden des Bremer Sintivereins, und er hat ein dokumentarisches Musiktheater über die Deportation gemeinsam mit dem Musiker Dardo Balke entwickelt. Hans Hesse ist Historiker und forscht seit über 30 Jahren zur NS-Verfolgung der Sinti und Roma in Nordwestdeutschland.

Zoé Brose ist eine junge Sintezza, die aus einer Innenperspektive über die Situation der Sinti schreibt und wie es sich anfühlt, immer wieder ›vergessen‹ zu werden, ob in Schulbüchern, Museen oder Reden bei Gedenkfeiern. Und der vierte Beitrag kommt von Sophie Gommel, einer jungen Autorin, die mit zwei Sintos über die Bedeutung von Erinnerung gesprochen hat.

Gudrun Goldmann
(Chefredakteurin)