Keramik mit Botschaft

CHANCY MASSAMBA

Brüste und Uteri sind nicht unbedingt das, was einem zuerst einfällt, wenn man an Keramik denkt. Bei Pottery of Sol verweisen die handmodellierten Brüste und Uterus-Vasen aber auf Themen, die nicht nur in der Keramikkunst thematisiert werden sollten. 

Hinter Pottery of Sol steckt Laura Solar. Die gebürtige Bremerin ist gelernte Theater- und Tanzpädagogin und arbeitete jahrelang in diesem Bereich, bevor sie sich der Keramik widmete. Ihre Kunst ist von eigenen Erfahrungen und sozialpolitischen Themen inspiriert. Dazu gehören zum Beispiel ihre Erkrankung an Endometriose und die Kraft, Sensibilität und Zerbrochenheit, die mit dem für marginalisierte Personen besonders schweren Kampf um eine Diagnose einhergehen.

Ebenfalls beschäftigt sich ihre Arbeit mit der Sexualisierung von Frauenkörpern in der Kunst. Mit ihren Uterus-Vasen und den modellierten Brüsten möchte sie sich bewusst von der Erotisierung und der Sexualisierung von Frauenkörpern distanzieren. ›Ich würde immer sagen, Kleinkinder und Babys verstehen es am besten. Die reagieren halt sehr natürlich auf die Sachen, die haben einen ganz anderen Bezug dazu und das ist es halt – es ist Natur‹, sagt sie.

Zudem stellt sie Masken und Luftinstrumente im Stil der präkolumbianischen Keramik her, einer alten Aufbautechnik, mit der sie aktuell hauptsächlich arbeitet. Diese Technik erlernte sie von Personen, die sie über Social Media kennengelernt hat. Da diese Stücke von bestimmten Kulturen inspiriert sind, ist es Solar wichtig, die Technik auf respektvolle Weise auszuüben und auf dieser Basis ihre eigenen Designs zu erstellen und nicht einfach schon Vorhandenes zu kopieren.

Ihr Atelier in der Neustadt teilt sie sich mit einer Kollegin. Hier gibt es die Möglichkeit, den beiden direkt bei der Arbeit zuzuschauen und ihre Werke zu kaufen. Solar hat die Keramik während der Corona-Zeit für sich entdeckt und sich sehr schnell in diese Kunstform verliebt. Sie beschäftigte sich intensiv mit dem Handwerk und brachte sich alles Nötige selbst bei. Das Besondere an der Keramik sind für sie die kontemplative Form der Arbeit und die vielen Möglichkeiten, Neues dazuzulernen und sich weiterzuentwickeln.

 ›Ich bin eine Freundin davon, dass man Kunst eben öffnet für alle. Dass es niedrigschwellig ist, den Zugang dazu zu bekommen, das ist oft nicht gegeben. Kunst ist oft exklusiv, die Räume sind oft exklusiv und mein Streben in der Kunst ist es, Verbindungen zwischen Menschen und vom Menschen zu sich selbst zu schaffen.‹

Als die Keramik einen großen Teil ihres Alltags einnahm, entschied Laura Solar sich für die Selbstständigkeit. Trotz des hohen Drucks und der Herausforderungen, die eine Selbständigkeit mit sich bringt, schätzt Solar die Entscheidungsfreiheit- und dass sie genau das zum Ausdruck bringen kann, was in ihr steckt. ›Ich bin eine Freundin davon, dass man Kunst eben öffnet für alle. Dass es niedrigschwellig ist, den Zugang dazu zu bekommen, das ist oft nicht gegeben. Kunst ist oft exklusiv, die Räume sind oft exklusiv und mein Streben in der Kunst ist es, Verbindungen zwischen Menschen und vom Menschen zu sich selbst zu schaffen. Da gehören einfach sensible Themen mit rein und das ist mein Schwerpunkt.‹

Das geschieht unter anderem auch in ihren Workshops mit Brustkrebspatientinnen. Sie sieht solche Projekte als Möglichkeit, den Patientinnen einen Moment der Leichtigkeit zu ermöglichen. Hier liegt der Fokus nicht auf der medizinischen Historie, sondern darauf, einen Raum für Austausch und Kreativität zu schaffen. ›Was ich an Feedback bekommen habe, ist, dass sie eben einen Moment der Leichtigkeit hatten, sich gesehen gefühlt haben, ohne dass es der medizinische Blick darauf war. Es war ein liebevoller Blick auf das Ganze und vielleicht so eine leichte Versöhnung mit dem Körper‹, erzählt Solar.

Ihr nächstes Projekt soll zusammen mit Frauen mit Migrationsgeschichte entstehen. ›Ich sage immer, in jedem gibt es einen künstlerischen Kern, auch wenn man das jetzt nicht von sich behaupten würde. Aber wenn man sich darauf einlässt, dann habe ich bisher bei jeder Person, mit der ich gearbeitet habe, etwas herausgefunden, von dem die Person selbst nicht wusste, dass es da ist. Und deswegen ist Kunst für mich für alle.‹

www.potteryofsol.com